Ein besonderer Anlass sollte es sein, der für den Beginn des Sommersemesters 2020 geplant war: die Verleihung der ersten UNIcert®-Zertifikate für Arabisch an der Universität Leipzig. Erstmals hatten im Wintersemester 2019/20 acht Studierende aus sechs verschiedenen Fakultäten der Universität Leipzig die UNIcert®-Prüfung Basis für Arabisch bestanden, nachdem das Sprachenzentrum im Januar 2020 für Arabisch von der UNIcert®-Kommission akkreditiert wurde. Damit ist es eines von nur fünf Sprachenzentren an deutschen Hochschulen, die für Arabisch akkreditiert sind.

UNIcert® ist das Qualitätssiegel für die Ausbildung, das Testen/Prüfen und die Zertifizierung von Fremdsprachenkompetenzen, die für angehende Akademiker:innen relevant sind. Träger von UNIcert® ist der Arbeitskreis der Sprachenzentren an Hochschulen e.V. (AKS e.V.).

Die Studierenden hatten sich die Zertifikate hart erarbeitet, in drei aufeinander folgenden Modulen erlernten sie die Anfänge des modern Arabisch und verfügen nun über grundlegende Kompetenzen der Sprachverwendung, etwa entsprechend der Niveaustufe A2 des GER. Mit den erfolgreich bestandenen Modulprüfungen haben die Studierenden zugleich das UNIcert-Zertifikat erworben, ein extern akkreditiertes, aussagekräftiges und qualitätsgesichertes Sprachzeugnis für Master- und Stipendienbewerbungen und den Berufseinstieg.
Kennzeichnend für das Arabischangebot des Sprachenzentrums ist die Fokussierung der  mündlichen und schriftlichen Kommunikation, die Kompetenzziele liegen auf dem konkreten sprachlichen Handeln und unterscheiden sich etwa von einem philologisch-linguistisch ausgerichteten Studium in Arabistik. Die Lernenden selbst heben die Thematisierung der syrischen und ägyptischen Dialekte und die Vermittlung durch die Lehrenden Mohamed Abbas und Ahmad Shehata besonders positiv hervor:

(...) der Unterricht [ist] sehr ansprechend und kommunikativ gestaltet, sodass tatsächlich auf den Umgang mit arabischsprachigen Menschen oder den Aufenthalt in einem arabischen Land vorbereitet wird.

Janika. M.A. Deutsch als Fremdsprache im arabisch-deutschen Kontext

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Marie, Lehramtserweiterungfach Deutsch als Zweitsprache. Foto: Privat

Die Studierenden lernten zunächst im SQ-Modul 13 Interkulturelle Kommunikation mit Schwerpunkt Arabisch die Grundzüge des Arabischen und setzten sich mit kulturbezogenen Aspekten im Vergleich zu ihren eigenen kulturellen Kontexten auseinander. Gleichzeitig reflektierten sie literaturbasiert ihre Lernprozesse, um so Strategien für selbstreguliertes Lernen zu entwickeln. Anschließend besuchten sie die vertiefenden Module Arabisch A2.1 und A2.2.

Dieses fortführende Angebot existiert erst seit Wintersemester 2018/19, nachdem sich Studierende jahrelang für eine Erweiterung des Arabisch-Angebots am Sprachenzentrum eingesetzt hatten. Sie hatten  mit Verweis auf die zunehmende Notwendigkeit nach besserer Kommunikation und Integration in einer sich verändernden Gesellschaft den nachdrücklichen Wunsch geäußert, auch ihren Beitrag mit dem Erlernen der wichtigsten Migrationssprache in Deutschland zu leisten.

Wie sehr Arabisch an Bedeutung in allen gesellschaftlichen und beruflichen Bereichen gewonnen hat, spiegelt sich in den gleichbleibend hohen Zahlen bei Modul- und Prüfungsanmeldungen wider. Schilderungen der Studierenden selbst bestätigen dies:

„Viele von uns haben sich aus privaten Gründen dazu entschieden, Arabisch zu lernen, und inzwischen entwickeln sich daraus berufliche Perspektiven. Beispielsweise studiere ich eigentlich Psychologie und habe mich aufgrund vieler Freund*innen aus Syrien und meiner Partnerschaft dazu entschieden, Arabisch zu lernen. Inzwischen aber kann ich mir gut vorstellen, mich bis zu einem Arabischniveau hochzuarbeiten, das ich in meiner beruflichen Tätigkeit nutzen kann. So kann ich mir zum Beispiel gut psychologische und psychotherapeutische oder kreativ-pädagogische Arbeit mit Menschen, deren Muttersprache Arabisch ist, vorstellen. Aber auch heute schon merke ich, wie das Erlernen der Sprache eine Brücke zu verschiedenen Menschen in meiner Umgebung schlägt. […] Eine "Willkommensgesellschaft" sollte den Gast nicht nur hineinlassen und seine Grundbedürfnisse stillen, sondern sich auch für ihn, seine Ansichten, Werte und seine Sprache interessieren. Für mich ist das Arabischlernen somit nicht nur ein Hobby oder eine mögliche Berufsperspektive, sondern politisches Handeln.“
Inga, M.Sc. Psychologie

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Studentin hält UNIcert-Zertifikat
Caro, B.A. Kulturwissenschaften. Foto: Privat

Mit dem Arabischangebot des Sprachenzentrums leistet die Universität Leipzig einen bedeutenden Beitrag zur Verständigung zwischen Menschen und Kulturen. Dies sieht auch das Lehramtserweiterungsfach Deutsch als Zweitsprache, indem es das SQ-Modul 13 Interkulturelle Kommunikation mit Schwerpunkt Arabisch als Pflichtmodul in die Studienordnung integriert hat. Prof. Dr. Nicola Würffel, Geschäftsführende Direktorin des Herder-Instituts,  Prof. Dr. Claus Altmayer, Professur für Kulturstudien und  Dr. Diana Maack, Vertreterin der Juniorprofessur Deutsch als Zweitsprache, unterstreichen die konkrete Praxisrelevanz für professionelle Lehrkompetenzen, die dem Arabischen in allen Schulformen zukommt:

„Abgesehen vom unmittelbaren Nutzen in der eigenen Unterrichts- und Alltagspraxis ermöglicht das Eintauchen in die Vielfalt der arabischen Sprache und Kultur den Studierenden zahlreiche Perspektivwechsel und Lernmöglichkeiten, die für eine weltoffene Haltung von zentraler Bedeutung sind. [...] Die Tatsache, dass viele Studierende des Lehramtserweiterungsfachs DaZ die Relevanz des Arabischen für sich erkennen sowie die Qualität der Lehre schätzen, zeigt sich auch daran, dass jedes Semester viele über das Pflichtmodul hinaus freiwillig an den Modulen Arabisch A2.1 und A2.2 teilnehmen.“

Die Lehramts-Studierenden selbst betonen die integrierende Wirkung, welche mit der arabischen Sprache über die konkrete praktische Verwendung mit ihren zukünftigen Schüler:innen und deren Eltern das Brückenbauen in unserer Gesellschaft fördert:

„Studierende der Universität Leipzig wären durch ein (ausgebautes) Angebot der Arabischmodule besser in der Lage, an dieser spannenden und bereichernden Erweiterung der kulturellen Diversität in Deutschland teilzuhaben. Gerade in Zeiten wachsender Islamophobie und Ausländerfeindlichkeit wäre die Universität so im Stande, gegen bestimmte Ressentiments durch eine Vertiefung ihrer Arabischangebote konstruktiv zu arbeiten, da der Abbau von Sprachbarrieren einen authentischen Einblick in neue und alte Kultureinflüsse erst wirklich ermöglicht.“ 
Juri, Lehramtserweiterungsfach Deutsch als Zweitsprache, Staatsexamen Höheres Lehramt an Gymnasien

„In Zeiten von Populismus und von Menschen, die sich abgrenzen wollen, ist es ein schönes Zeichen an die Gesellschaft, dass es noch viele Menschen gibt, die sich anderen Kulturen öffnen und sie verstehen wollen. Und Verstehen beginnt mit der Sprache.“
Carsten, B.A. Translation, 5. Semester

Bedingt durch die Beschränkungen der Corona-Pandemie musste leider die feierliche Verleihung der Zertifikate ausfallen, die Studierenden erhielten sie per Post.

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